Crashinfo_Z1467_DE

Absturz information Z1467 Slootdorp

Während des Zweiten Weltkriegs stürzten innerhalb der Gemeindegrenzen von Hollands Kroon mehr als 40 verschiedene Bomber und Kampfflugzeuge ab - an Land, im IJsselmeer und im Wattenmeer. Einige wenige Besatzungsmitglieder konnten mit ihren Fallschirmen landen und wurden gefangen genommen, andere konnten mit Hilfe des Widerstands fliehen. Die meisten von ihnen jedoch verloren ihr Leben und kehrten nicht zu ihren Familien und Angehörigen zurück.

Informationen über die Enthüllung dieses Mahnmals

Datum: 11. Juni 2022


Agenda:


14:00 Uhr: Empfang in De Cultuurschuur, Loggersplein 1 in Wieringerwerf


14:30 Uhr: Begrüßungswort


14:45 Uhr: Abfahrt zum Molenweg 38 in Slootdorp


15:00 Uhr: Enthüllungszeremonie


15:30 Uhr: Schließung

Ort des Mahnmals

Vickers Wellington Mk IV

Absturz Information

Am 5. Juni 1942 um 23.36 Uhr war der zweimotorige Wellington-Bomber vom Flugplatz Hemswell in England aufgestiegen. Im Flugzeug befand sich eine sechsköpfige polnische Besatzung. Es waren Soldaten, die 1939 nach der Eroberung Polens über Ungarn und Frankreich nach England geflohen und in das englische Bomberkommando eingetreten waren.

 

Das Flugzeug befand sich auf dem Weg nach Essen, kam aber dort nie an. Der Bomber stürzte am 6. Juni 1942 um 01.21 Uhr ab. Es war von einem deutschen Nachtjäger unter der Leitung von Oberleutnant Ludwig Becker vom 6./NJG 2 abgefangen worden und hatte dabei Feuer gefangen. Der Bomber flog brennend weiter und landete am Molenweg 38 hinter dem Hof der Familie J. Kuperus. Die Flammen aus den Flugzeugtrümmern griffen auf den Bauernhof über und der brannte vollständig nieder. Alle Insassen des Flugzeugs kamen bei dem Absturz ums Leben. Sie wurden vom Besetzer auf dem damaligen Ehrenfriedhof in Huisduinen (Gemeinde Den Helder) beigesetzt. Nach dem Krieg wurden sie auf den Ehrenfriedhof Bergen op Zoom umgebettet.

Die Besatzung

Franciszek Andrzej Witakowski

Flight Sergeant

Pilot

42 Jahre

PL

Sykstus Marian Lewkowicz

Sergeant

Copilot

30 Jahre

PL

Fidelis Józef Lukasik

Flight Sergeant

Beobachter

37 Jahre

PL

Zygmunt Nogaj

Sergeant

Funker

28 Jahre

PL

Andrzej Kulakowski

Pilot Officer

Schütze

28 Jahre

PL

Jan Danik

Sergeant

Heckschütze

29 Jahre

PL

Franciszek Witakowski 

Zygmunt Nogaj 

Sykstus Marian Lewkowicz 

Andrzej Kułakowski 

Fidelis Jozef Łukasik

Jan Danik

Zusammenfassungen und Presseberichte

Enthüllung des Mahnmals für die polnische Besatzung der Z1467 am 11. Juni 2022


Am 11. Juni 2022 haben wir ein Mahnmal am Molenweg bei Slootdorp enthüllt. Hier stürzte am 6. Juni 1942 ein Wellington-Bomber mit sechs polnischen Besatzungsmitgliedern an Bord ab.


Unter großem Interesse wurde das Mahnmal von Oberst Dariusz POCZEKALEWICZ von der polnischen Botschaft enthüllt. Er wurde dabei von OF-4 Herrn Tomasz KURIATA, OF-4 Herrn Rafal CHMURA und OR-5 Frau Paulina SANDOMIERSKA begleitet. Unter der Führung von Co Wiskerke waren auch die Veteranen wieder anwesend. Die katholische Kirchengemeinde Wieringermeer wurde durch Pfarrer Maciej Sendecki vertreten. Im Namen der Gemeinde Hollands Kroon legte der stellvertretende Bürgermeister Theo Groot einen Kranz am Mahnmal nieder. Dirk Bak spielte The Last Post und die polnische Nationalhymne. 

Videobericht von diesem Tag

Bilder der Enhüllung. Fotos von Ina Hoogenbosch und Chris Dijkshoorn

Die ganze Geschichte

Die Geschichte des polnischen Absturzes vom 6. Juni 1942

 

Am 5. Juni 1942 um 23.36 Uhr startete der Wellington-Bomber von der Hemswell Air Base in England. Das Flugzeug mit dem Code Z1467 GR-L hatte eine sechsköpfige polnische Besatzung an Bord und gehörte zum 301. Geschwader der RAF. Das Ziel in dieser Nacht war es, die deutsche Stadt Essen zu bombardieren. Auf dem Weg dorthin wurde der Bomber um 01.21 Uhr über dem Wieringermeer von dem deutschen Nachtjägerpiloten Oberleutnant Ludwig Becker und seiner Besatzung angegriffen. Becker flog einen Dornier-Nachtjäger vom Typ Do.215B-5 und war von der Flugbasis Leeuwarden gestartet. Er und seine Besatzung gehörten der 6./NJG2 der Luftwaffe an. An Bord waren Unteroffizier Josef Staub (Bordfunker) und Unteroffizier Wilhelm Gansler (Bordmechaniker). Nach einem Schusswechsel stürzte der Bomber am Molenweg 38 in Slootdorp ab. Er zerbrach kurz vor dem Absturz in Stücke und die Trümmer landeten verstreut auf der Erde. Ein Teil des Flugzeugs kam direkt hinter der Farm von Ids Kuperus nieder. Das dabei entstandene Feuer griff auch auf den Hof über. Die Feuerwehr war um 2.25 Uhr vor Ort, konnte aber nicht verhindern, dass der Hof und ein Teil des Hauses abbrannten. Die Nachbarn, Familie Homan, durchsuchten den brennenden Hof noch nach Menschen, die dort untergetaucht waren, doch die hatten sich selbst schon in Sicherheit gebracht. Ein Teil des Hausrats konnte noch gerettet werden.


1987 (…) wurde Frau Kuperus von der Zeitung interviewt:

 

Die Anwohner rund um das Amstelmeer hörten in dieser Nacht das Dröhnen von Flugzeugmotoren. Das Geräusch verschwand und kehrte dann wieder zurück. Langsam verlor das Flugzeug an Höhe und die Bewohner des Wieringermeers wussten, dass dies ein Überlebenskampf für das Flugzeug und seine Besatzung war. Westlich von Slootdorp explodierte der brennende Bomber schliesslich in geringer Höhe und die Trümmer flogen durch die Luft. Ein großer Teil des Cockpits landete auf der Rückseite des Bauernhofs der Familie Kuperus am Molenweg 38 in Slootdorp. Innerhalb kürzester Zeit schlugen Flammen durch das Dach. Die Familie Kuperus floh aus dem Haus und fand drei tote, schrecklich verstümmelte Flieger.

 

Mit aller Kraft versuchte die Familie Kuperus noch mit Hilfe der Nachbarn, den Hausrat vor den Flammen zu retten. Nach einer halben Stunde war der gesamte Hof in Rauch aufgegangen.

 

Es erwies sich, dass der gerettete Hausrat im Garten nicht sicher war, Vieles verschwand auf unerklärliche Weise. Familie Kuperus, die 1937 von Baarderadeel nach Slootdorp zog, fand am Ulkeweg eine vorübergehende Unterkunft. Ihr Bauernhaus, das zum Zeitpunkt des Absturzes erst 5 Jahre alt war, wurde schnell wieder aufgebaut. Aber auch das war nur für kurze Zeit, denn bei der Überflutung am 17. April 1945 wurde der Hof wieder vollständig zerstört. Herr Ids Kuperus starb am 8. November 1948. Frau Kuperus heiratete später J. Dijkstra und sie zogen 1951 auf den neuen Bauernhof am Molenweg.

 

Als wäre es gestern gewesen, erinnert sich Frau Kuperus noch, wie sie, als sie das Flugzeug näher kommen hörte, zu ihrem Mann sagte: „Er kommt auf unserem Hof zu“. Es greift sie immer noch an, wenn sie an die Ereignisse dieser Nacht denkt. "Die Leichen, die Flammen, der Lärm."

 

Die Deutschen waren schnell auf dem Hof, um die Flugzeugreste zu bewachen, die überall verstreut lagen.

 

So viel zum Zeitungsartikel.


In den letzten Jahren hat unsere Stiftung viel in der Gegend recherchiert und (ehemalige) Anwohner zu diesem konkreten Absturz befragt. Auffällig ist, dass kein Bericht des Flugabwehrdienstes vorliegt. Nur dass die Feuerwehr in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1942 bei Kuperus am Molenweg in Slootdorp einen Hofbrand meldet.

 

Es gibt vier deutsche Berichte. Der Wieringermeerpolder fiel nach Anordnung der Besatzer unter das Flughafengelände De Kooi. Der Besatzer hat alles genauestens registriert. Da die Polen die englischen RAF-Uniformen trugen heisst es in einigen Berichten, sie seien englische Besatzungsmitglieder und sie seien mit militärischen Ehren auf dem Huisduinen-Friedhof beerdigt worden. Nach dem Absturz am 9. Juni wurden nur zwei Leichen gefunden. Sie sind als "Unbekannt" in Huisduinen begraben. Am 18. Juni wurden die Leichen von F.Łukasik und A. Kułakowski und zwei weiteren unbekannten polnischen Besatzungsmitgliedern gefunden. Nach dem Krieg, zwischen dem 21. und 28. Mai 1947, wurden die sterblichen Überreste der Besatzung exhumiert und auf den British War Cemetery in Bergen op Zoom überführt.

 

Es tauchten auch einige überlieferten Erinnerungen auf. Das Flugzeugwrack ging auf der Hinterseite (der Nordostseite) des Hofes der Familie Kuperus in Flammen auf. Trümmer schlugen durch das Dach des Bauernhofs. Der Hof wurde durch die Flammen des Wracks vollständig verzört (..). Drei Besatzungsmitglieder landeten auf dem Gelände in der Nähe des Bauernhofes.

 

Auch erinnert sich jemand, dass ein Flugzeugtriebwerk und der Saitenhalter auf dem Grundstück der damaligen Nachbarn, der Familie Koperdraad, Molenweg Nr. 30, gefunden wurden. Der Saitenhalter samt Geschützturm lag in einer Entfernung von etwa 250 Metern südlich des Flugzeugrumpfs. In der Zeit nach dem Absturz wurde noch ein Fliegerhelm im Schilfkragen der Kooltuinentocht gegenüber des Hofs der Familie Kuperus gefunden.

 

Auch auf dem Bohemen-Hof fand man Wrackteile, Öl und Treibstoff. Dieser Hof liegt westlich des Kooltuinenweg 1, schräg gegenüber dem Molenweg 38. Es waren dort auch Anpflanzungen auf verschiedenen Feldern zerstört.

 

Epilog

 

Wir dürfen die Geschichte und die Namen dieser polnischen Männer, die auf tragische Weise und fern ihrer Heimat in unserem Polder ums Leben kamen, nicht vergessen. Die Geschichte der Besatzungsmitglieder und die überlieferten Erinnerungen finden in unserer Stiftung einen festen Platz. Wir arbeiten mit dem Historischen Verein Wieringermeer zusammen. Wenn sich jemand an dieses Ereignis erinnert oder weitere Informationen darüber hat, wenden Sie sich bitte an Mark Hakvoort (markhakvoort14@gmail.com).